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Antoine Marie Jean-Baptiste Roger de Saint-Exupéry (kurz Antoine de Saint-Exupéry; * 29. Juni 1900 in Lyon; † 31. Juli 1944 war ein französischer Schriftsteller und Pilot. Antoine de Saint-Exupéry war schon zu seinen Lebzeiten ein anerkannter und erfolgreicher Autor und wurde ein Kultautor der Nachkriegsjahrzehnte, obwohl er selbst sich eher als einen nur nebenher schriftstellernden Berufspiloten sah. Seine märchenhafte Erzählung Der kleine Prinz gehört mit über 140 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern der Welt.

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Erste Jahre als Pilot und Autor
Danach hätte De Saint-Exupéry als Berufsoffizier und -pilot bei den Luftstreitkräften bleiben können, doch war die adelige Familie seiner Verlobten Louise de Vilmorin, der Schwester eines Pariser Klassenkameraden, vehement gegen eine derart gefährliche Existenz ihres künftigen Schwiegersohns. In Erwartung der Eheschließung, zu der es dann aber doch nicht kam, arbeitete Saint-Exupéry als Angestellter bei Pariser Firmen. Nebenbei flog er, wann immer er konnte, und hatte im Salon einer adeligen Tante, Yvonne de Lestrange, Herzogin von Triest, erste Kontakte mit Pariser Literaten.

1923 war Saint-Exupéry völlig mittellos und begann erstmals als Pilot zu arbeiten, indem er Touristen zu fünfzehnminütigen Rundflügen über Paris mitnahm. 1925 trat er mit der Novelle L’Aviateur („der Flieger“) erstmals als Autor hervor.

1926 wurde De Saint-Exupéry von der Luftfrachtgesellschaft Latécoère in Toulouse eingestellt, zunächst beim Bodenpersonal. Bald kam er zu den Piloten und flog anfangs die Etappe Toulouse–Casablanca, dann Casablanca–Dakar. 1927/28 war er 18 Monate lang Chef des einsamen Zwischenlandeflugplatzes auf dem Cabo Juby mit dem Hauptort Tarfaya, das zur damaligen Kolonie Spanisch-Marokko gehörte, wo ein Denkmal an ihn erinnert. In seiner Funktion als Flugplatzchef hatte er öfter Probleme mit den kriegerischen Berbern der Gegend. Mehrfach musste er auch in der Wüste notgelandete Kollegen retten. Für die Rettung von insgesamt 14 Piloten bekam er 1930 den höchsten Orden Frankreichs, der an Zivilisten vergeben wird, den „Chevalier de la Légion d’Honneur“ verliehen. Die meiste Zeit jedoch verbrachte er mit Warten auf das nächste Flugzeug. Hierbei schrieb er seinen ersten längeren Text, den kleinen Roman Courrier Sud („Südkurier“, 1928), der den letzten Flug eines Piloten samt einer eingeschobenen, ebenfalls traurigen Liebesgeschichte erzählt.

Kriegszeit
Antoine de Saint-Exupéry war gerade von einer Reise zu seinem amerikanischen Verleger zurückgekehrt, als Anfang September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er wurde eingezogen und diente zunächst als Ausbilder für Piloten. Später wurde er selbst Pilot bei einem Aufklärungsgeschwader und wurde im Mai/Juni 1940 Zeuge, wie Nordostfrankreich nach dem deutschen Angriff, dem „blitz allemand“, im Chaos versank. Den Waffenstillstand am 25. Juni und die anschließende Demobilisierung der französischen Streitkräfte erlebte er in Algerien, danach hielt er sich zunächst auf dem Landgut einer Schwester in Agay/Südfrankreich auf. Hier schrieb er an einem schon 1936 begonnenen größeren philosophisch-moralistischen, lyrisch-erzählerischen Werk: Citadelle (dt. Titel Die Stadt in der Wüste), dessen Fragment erst postum erschien.

Ende 1940 reiste De Saint Exupéry über Marokko und das neutrale Portugal in die USA, wo sich seine amerikanischen Autorenhonorare angehäuft hatten. In New York fühlte er sich aber nicht wohl, weil er Probleme mit den dortigen Franzosen hatte, die – anders als er – meist mit Marschall Pétain und dessen soeben etabliertem rechtsautoritären Regime sympathisierten. Während seiner Zeit in den USA änderte er seinen Familiennamen von Saint Exupéry in Saint-Exupéry. Bei einem längeren Besuch in Kalifornien, wo der dort im Exil lebende Regisseur Jean Renoir sein Werk Terre des hommes verfilmen wollte, verfasste Saint-Exupéry 1941 das seine Kriegserlebnisse verarbeitende Werk Pilote de guerre („Kriegsflieger“; dt. Titel Flug nach Arras). Es erschien 1942 zunächst in amerikanischer Übersetzung (Flight to Arras), ebenso im französischen Original unter dem Titel Pilote de Guerre. Auch in Frankreich durfte das Buch zunächst veröffentlicht werden. Die deutschen Zensoren unterbanden nur einen Teilsatz, in dem Hitler genannt wurde. Nachdem sich die Presse ausgiebig mit dem Werk auseinandergesetzt hatte, wurde es von den Deutschen auf den Index gesetzt. Dennoch zirkulierte das Buch weiter im Untergrund.
Anfang 1943 brachte De Saint-Exupéry in New York zwei kürzere Texte heraus: Lettre à un otage („Brief an eine Geisel“) und Le petit prince (Der kleine Prinz). Der Lettre ist ein fiktiver Brief an einen jüdischen Freund mit lyrischen, essayistischen und erzählerischen Passagen, durch den Saint-Exupéry die Franzosen in aller Welt zur Solidarität mit Frankreich aufzurufen versuchte, das gerade (11. November 1942) gänzlich von deutschen Truppen besetzt worden war. Le petit prince, der langfristig sein bekanntester Text werden sollte (bis heute wurde das Werk weltweit in über 140 Sprachen übersetzt), ist eine märchenähnliche Erzählung um einen in der Wüste notgelandeten Flieger, der hier auf einen kleinen Jungen trifft, den es von einem Asteroiden auf die Erde verschlagen hat. Der reale und surreale Elemente mischende Text liest sich insgesamt wie eine verzweifelte Auseinandersetzung des Autors mit der ihn bedrückenden Situation des geknebelten Frankreichs, seinem Unbehagen im utilitaristisch denkenden Amerika und nicht zuletzt seinem schlechten Gewissen gegenüber seiner in Frankreich zurückgelassenen Frau – der „Rose“ des „kleinen Prinzen“. An Le petit prince erinnert heute im südfranzösischen Ort Agay ein Brunnendenkmal, das einen Schlüsselsatz aus dem Büchlein trägt. 1943 wurde De Saint-Exupéry als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.
Das handschriftliche Manuskript des Kleinen Prinzen befindet sich heute in der Morgan Library in New York.

Inhaltsangabe
Der namenlose Erzähler berichtet zunächst, wie er als sechsjähriges Kind seine erste Zeichnung vollendet hatte. Diese sollte eine Riesenschlange darstellen, die einen Elefanten verdaut. Außer dem Erzähler erkennen „große Leute“ jedoch nur einen Hut und empfehlen dem Erzähler, mit dem Zeichnen aufzuhören. Dieser passt sich an die Welt der „großen Leute“ an, fühlt sich jedoch allein und unverstanden.

Zufällig begegnet der Erzähler, nachdem er mit seinem Flugzeug in der Sahara notgelandet ist, dem kleinen Prinzen, der ihn bittet: „Zeichne mir ein Schaf …“ Der Erzähler zeichnet ihm zunächst die Riesenschlange und wider Erwarten hat der kleine Prinz keine Probleme, Schlange und Elefanten zu erkennen. Also versucht der Erzähler ein Schaf zu zeichnen, aber der kleine Prinz ist mit allen Zeichnungen unzufrieden. Letztlich zeichnet der Erzähler eine Kiste und erklärt: „Das Schaf, das du willst, steckt da drin.“ Damit ist der kleine Prinz zufrieden.

Tag für Tag erzählt nun der kleine Prinz dem Erzähler von den Stationen seiner Reise zur Erde. Er stammt nicht von der Erde, sondern – wie der Erzähler vermutet – von einem kleinen Asteroiden, „kaum größer als ein Haus“. Auf diesem kleinen Planeten war der kleine Prinz hauptsächlich damit beschäftigt, seine drei Vulkane zu reinigen (einer davon erloschen) und die Affenbrotbäume herauszureißen, damit sie nicht den ganzen Planeten überwucherten und schließlich sprengten. Das soziale Umfeld des kleinen Prinzen besteht aus einer sprechenden Rose, die meist nur „die Blume“ genannt wird. Schließlich verließ der kleine Prinz seinen Planeten.

Auf der Suche nach Freunden besucht er weitere Asteroiden in der Umgebung, deren jeder das Lebensfeld eines ichbezogenen, in seiner Welt eingeschlossenen Menschen darstellt. So trifft er eine Reihe von einsamen Personen: einen König, der ein fiktives Reich beherrscht und für den der kleine Prinz nur ein Untertan ist; einen Eitlen, der ihn als Bewunderer sieht; einen Alkoholiker, der trinkt, um seine Trunksucht zu vergessen; einen Geschäftsmann, der behauptet, die Sterne zu besitzen; einen pflichtbewussten Laternenanzünder und einen Geografen, der riesige Bücher schreibt, in denen jedoch zum Kummer des Prinzen die wichtigen Dinge des Lebens nicht beschrieben würden. Der Geograf rät dem kleinen Prinzen, den Planeten Erde zu besuchen.

Und so kommt der kleine Prinz auf den siebten Planeten, die Erde. Zunächst trifft er dort auf eine kluge, ihm wohlgesinnte Giftschlange. Diese bietet ihm an, ihm bei der Rückkehr auf seinen Planeten zu helfen. Der kleine Prinz versteht, dass diese Hilfe aus einem tödlichen Biss besteht, obwohl die Schlange freundliche, doch rätselhafte Formulierungen benutzt.

Anschließend durchquert der kleine Prinz die Wüste in Afrika und trifft schließlich den Fuchs, der ihm das Geheimnis einer einmaligen Bindung zwischen zwei Wesen erklärt: „Man kennt nur die Dinge, die man zähmt“ und: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“ Dann verrät er dem Prinzen sein Geheimnis: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Als der Trinkwasservorrat des Erzählers aufgebraucht ist, machen sich die beiden auf, um einen Brunnen zu suchen, den sie schließlich finden. Der kleine Prinz deutet dem Erzähler gegenüber erneut an, dass er durch seinen Tod auf seinen Planeten zu seiner Blume zurückkehren kann. Er erkennt, dass seine Blume das einzige ist, was er wirklich liebt. Außerdem ermahnt er den Erzähler, weiter an der Reparatur seines Flugzeuges zu arbeiten. Als dieses startklar ist, sucht der Erzähler den Brunnen erneut auf und erfährt dort, wie sich der kleine Prinz mit der Giftschlange verabredet, um sich von dieser beißen zu lassen, d. h., um zu seinem Planeten zurückzukehren.
Auch der Erzähler kehrt in seine Welt zurück, bittet aber die Leser, ihn bei der weiteren Suche nach dem kleinen Prinzen zu unterstützen.

Weltenkritik
Das Buch kann als Kritik an der Erwachsenenwelt und an der Konsumgesellschaft gesehen werden, in der die „großen Leute“ allein Äußerlichkeiten als Weltmaßstab anerkennen und kulturell gewachsene, zwischenmenschliche Werte in den Hintergrund treten. Auf seiner Reise von Planet zu Planet begegnet der kleine Prinz immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Werte im Leben verdrängt haben. Doch diese unsichtbaren Dinge sind bei genauer Betrachtung wichtig. Der Mensch ist für Saint-Exupéry ein Geflecht aus Beziehungen, die durch den menschlichen Geist geknüpft werden. Seine Einzigartigkeit erlangt er durch individuelle Symbolzuweisungen. Betrachtet der kleine Prinz einen Stern, ist ihm das eine Erinnerung an seinen Freund, den Piloten, der ihm an einem Wüstenbrunnen das Wasser des Lebens spendete. Für den Piloten sind die Sterne Millionen kleiner Glöckchen, die ihn an das Lachen des kleinen Prinzen erinnern. Die Fähigkeit zu solchen Bedeutungszuweisungen ist im Menschen bereits von Geburt an angelegt und gerade bei Kindern mächtig. Durch eine ausschließlich auf Äußerlichkeiten und den Wissenserwerb beschränkte Erziehung werden Kinder aber an die Welt der Erwachsenen angepasst.