Vor 100 Jahren herrschte in Deutschland eine große Inflation. Im Jahre 1923 gab es wohl die meisten Geldschein Ausgaben, besonders im August und September war das unüberschaubar. Die Reichsbank kam mit dem Druck von Banknoten nicht mehr hinterher darum entstand das sogenannte Notgeld. Es gab jetzt Regionales und auch Überregionales Notgeld von Landkreisen, Städten, Gemeinden, Groß- und Kleinbetrieben, Post und Bahn usw. Hier mal eine Kleinstadt aus Sachsen. Frauenstein (Erzgebirge) ist eine Kleinstadt im Süden des sächsischen Landkreises Mittelsachsen. Die Stadt liegt im osterzgebirgischen Teil des Naturparks Erzgebirge/Vogtland, 20 km südöstlich von Freiberg und 30 km südwestlich von Dresden.
Ausgangspunkt der Siedlungsbildung war die um 1200 erfolgte Anlage einer Burg, die sich auf einer markanten Bergkuppe (Granitporphyr) über die gewellten Hochflächen des Umlandes erhob. Kurz nach Gründung der Burg wurden im nahen Umfeld in Reichenau Silbererze gefunden. Daraufhin siedelten sich Bergleute und Handwerker im nordöstlich der Burg gelegenen Kuttelbachtal an. Allerdings war der Siedlungsort ungünstig gewählt, da überschwemmungsgefährdet und abseits der Burg gelegen. Die Siedlung wurde deshalb nach 1470 aufgegeben. Das neue Frauenstein errichtete man planmäßig auf einer Hochfläche in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg. Der Name Frauenstein wurde erstmals 1218 in einer Urkunde genannt. In dieser wird ein Priester namens „Heinricus de Vrounsten“ (Heinrich von Frauenstein) erwähnt. Das Vorhandensein eines Priesters weist auf eine (neben der Burg) bestehende Siedlung hin. Die Burg selbst wurde erst 1272 als „Castrum Vrowenstein“ in einer Lehensbestätigung genannt. Der Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort Vrowe zurück, was so viel wie Herrin, Gebieterin, Frau (von höherem Stand) bedeutet. Der Name bezeichnete wahrscheinlich die Burg, später ging er auf den Ort über. Ein religiöser Hintergrund, wie im Stadtwappen dargestellt, ist kaum wahrscheinlich und nicht nachweisbar. Am 22. Mai 1411 verlieh der Burggraf Heinrich von Meißen der Siedlung das Stadtrecht.
Am 2./3. Oktober 1869 kurz nach Mitternacht brach in einem Hintergebäude am Markt ein Feuer aus, das sich rasch ausbreitete. Bereits gegen 3 Uhr nachts brannte ein Großteil der schindelgedeckten Häuser. Die Flammen vernichteten insgesamt 75 Bürgerhäuser, das Rathaus, die Kirche mit der nach dem Brand von 1728 von Gottfried Silbermann zum Selbstkostenpreis angefertigten Orgel (1738), drei Schulhäuser, ein Stadttorhaus und das Armenhaus. 715 Menschen, die Hälfte der Einwohner, verloren ihr Obdach. Der sächsische Staat bewilligte 12.000 Taler für den Wiederaufbau der öffentlichen Gebäude, die Einwohnerschaft erhielt weitere 30.000 Gulden aus Spenden sowie zahlreiche Sachspenden, so dass der Wiederaufbau rasch voranschritt. Das neue Rathaus wurde bereits 1871, die Kirche 1873 fertiggestellt.
Einwohner- und Größenentwicklung
1871: 1.405 Einwohner – 1890: 1.269 Einwohner – 1910: 1.281 Einwohner – 1925: 1.193 Einwohner – 1946: 1.568 Einwohner – 1977: 1.528 Einwohner
1990: 3.751 Einwohner – 2003: 3.395 Einwohner – 2014: 2.958 Einwohner – 2018: 2.829 Einwohner – 2020: 2.733 Einwohner, 903 Wohngebäude, 1.554 Wohnungen.
Gewerbe
Am 15. Februar 1943 gründete Johannes Tittel im stillgelegten Gasthaus Schützenhaus eine Fertigungsstätte für feinmechanische Bauteile. Es waren Teile für Funk- und Nachrichtengeräte sowie Bauteile für die Luftfahrtindustrie (Jagdflugzeuge und Bomber).
Im Jahr 1953 übertrug Johannes Tittel den Frauensteiner Betriebsteil an seinen Bruder Kurt Tittel und es werden vorrangig Zeitschaltuhren gefertigt. Das private Unternehmen konnte trotz staatlicher Repressalien bestehen, weil eine beträchtliche Anzahl an Geräten exportiert wurde und der Staat so Devisen bekam. Die staatliche Wirtschaftsführung hatte mit der Staatsbank der DDR ein mächtiges Machtmittel. Die Staatsorgane konnten den Privatbetrieben alle Kredite sperren und zwangen viele von ihnen in eine Kommanditgesellschaft. Eine solche Gründung fand 1960 statt. Kurt Tittel als Komplementär haftete mit seinem gesamten Vermögen, wobei der Kommanditist, also die staatliche Wirtschaftsführung, nur mit der Einlage der Staatsbank haftete. Die staatlichen Wirtschaftsführer hatten jetzt Einblick in alle ökonomischen Abläufe und konnten so die private Betriebsführung in ihrem Sinn beeinflussen, gestalten und neue Unternehmensziele festlegen. Eine solche Festlegung von den Kommanditisten war die vorrangige Produktion von Tarifschaltgeräten für Nachtspeicherheizungen. Die Produktion von Schaltuhren war recht aufwendig und erforderte hohes Können auf feinmechnischem Gebiet. Erich Honecker wurde am 3. Mai 1971 Erster Sekretär des Zentralkomitees und ihm waren die zahlreichen Privatbetriebe in der DDR, etwa 11.000, ein Dorn im Auge. Er traf umgehen Vorbereitungen für die Verstaatlichung von Betrieben mit mehr als 10 Beschäftigen. Der Privatbetrieb Kurt Tittel wurde so im Jahr 1972 ein Volkseigener Betrieb und der bisherige Komplementär und Unternehmensführer Kurt Tittel wurde als Direktor eingesetzt. Im April 1992 erhielten die Söhne von Kurt Tittel das Familienunternehmen zurück; sie führen es als privates Unternehmen weiter. Mit der Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Frauenstein erhielt Frauenstein im September 1898 einen Bahnanschluss. Der Güterverkehr auf der Strecke wurde 1970 eingestellt, der Personenverkehr kurzfristig ein Jahr später aufgrund eines Unfalls. Anschließend wurde die Strecke abgebaut. Die Erschließung des Gebietes um Frauenstein erfolgte durch Höhenstraßen, die das sächsische Tiefland über den Osterzgebirgskamm mit Böhmen verbanden. Die Lage an einer alten von Freiberg über den Pass von Klostergrab nach Klostergrab (Hrob) führenden Handelsstraße war ein entscheidendes Merkmal für die Gründung der Burg Frauenstein. Im 18. Jahrhundert erlangte diese Verbindung als Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße Bedeutung. Auf dem Markt befindet sich noch eine Nachbildung der 1725 bei der von Adam Friedrich Zürner durchgeführten Landesvermessung aufgestellten kursächsischen Postmeilensäule (Originalteile im Museum). Ende des 18. Jahrhunderts begann der chausseemäßige Ausbau zwischen Freiberg und der sächsisch-böhmischen Grenze. Mitte des 19. Jahrhunderts verkehrten über diese Straße die Postkurse Frauenstein-Freiberg und Frauenstein-Teplitz (Teplice). Die königlich-sächsischen Stationssteine, im Originalzustand am Markt und als Wegweiser umgestaltet an der heutigen B 171, wurden um 1860 an der neuen Chaussee aufgestellt. Die heutige Staatsstraße 184 entspricht in ihrem Verlauf zwischen Freiberg, Frauenstein und Neuhermsdorf in Teilen der Alten Freiberg-Teplitzer Poststraße. Bereits 1865 wurde eine von Freiberg nach Frauenstein führende Postkutschenverbindung eingerichtet. Heute liegt die Stadt im Verbundraum des Verkehrsverbundes Mittelsachsen. Laut Fahrplan vom 11. Dezember 2005 bis 10. Dezember 2006 ist Frauenstein über Buslinien mit Dresden, Freiberg, Olbernhau und Rechenberg-Bienenmühle verbunden. Bei der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 marschierten durch Frauenstein sowjetische Truppen.
Notgeld Frauenstein – Stadtausgaben