Die Eurozone wächst: Am 1. Januar 2023 führt Kroatien als 20. Land den Euro als Bargeld ein. Von den 27 Mitgliedsländern der EU haben bislang 19 den Euro als Währung. Dänemark, Bulgarien, Schweden, Rumänien, Ungarn, Polen und Tschechien haben landeseigene Währungen.
Banknoten der bisherigen nationalen Währung Kroatiens, Kuna (HRK), können kostenlos an den Schaltern der Bundesbank vom 1. Januar 2023 bis zum 28. Februar 2023 getauscht werden. Der Umtausch erfolgt zum festgelegten Umrechnungskurs 1 Euro = 7,53450 HRK. Bitte beachten Sie die Obergrenze von HRK 8.000 pro Person und Tag.
Die Europäische Kommission hat den Weg für die Einführung des Euro durch Kroatien am 1. Januar 2023 geebnet. Damit erhöht sich die Zahl der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets auf zwanzig. Grundlage für die Entscheidung ist der heute (Mittwoch) vorgestellte Konvergenzbericht. Kroatien habe auf dem Weg zur Einführung des Euro einen wichtigen Schritt nach vorne getan, erklärte die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen.Sie sagte weiter: „Durch die Einführung des Euro in Kroatien wird auch der Euro gestärkt. Zwanzig Jahre nach der Einführung der ersten Banknoten ist der Euro zu einer der wichtigsten Währungen der Welt geworden und hat die Lebensgrundlagen von Millionen von Bürgerinnen und Bürgern in der gesamten Union verbessert. Der Euro ist ein Symbol der europäischen Stärke und Einheit. Meinen Glückwunsch an Kroatien!“.
Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen, lobte die große Leistung Kroatiens, das weniger als ein Jahrzehnt nach dem EU-Beitritt die gemeinsame Währung Europas einführen kann.
Der Konvergenzbericht 2022 bewertet auch die Fortschritte Bulgariens, Tschechiens, Kroatiens, Ungarns, Polens, Rumäniens und Schwedens im Hinblick auf den Beitritt zum Euro-Währungsgebiet. Diese sieben Mitgliedstaaten gehören nicht dem Euro-Währungsgebiet an, sind aber rechtlich verpflichtet, den Euro einzuführen. Der Bericht kommt zu folgenden Ergebnissen:
- lediglich Kroatien und Schweden erfüllen das Kriterium der Preisstabilität;
- alle Mitgliedstaaten erfüllen das Kriterium solider öffentlicher Finanzen, mit Ausnahme Rumäniens, bei dem es sich um den einzigen Mitgliedstaat handelt, der einem Defizitverfahren unterliegt;
- Bulgarien und Kroatien erfüllen beide das Wechselkurskriterium;
- Bulgarien, Kroatien, Schweden und Tschechien erfüllen das Kriterium für die langfristigen Zinssätze.
In dem Bericht wird festgestellt, dass Kroatien die vier nominalen Konvergenzkriterien erfüllt und seine Rechtsvorschriften voll und ganz mit den Anforderungen des Vertrags und den Satzungen des Europäischen Systems der Zentralbanken/der EZB vereinbar sind.
Die Bewertung der Kommission wird durch den Konvergenzbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) ergänzt, der ebenfalls heute veröffentlicht wurde.
Wegfall von Grenzkontrollen
Am 1. Jänner 2023 tritt Kroatien dem Schengener Abkommen bei. Im Schengen-Raum, dem mit Kroatien 27 europäische Länder angehören, gibt es in der Regel keine Personenkontrollen an den Grenzen. Zusätzlich würde ein Beitritt zum Schengenraum aufgrund der fehlenden Grenzkontrollen zu kürzeren Wartezeiten bei der Ein- und Ausreise führen und die Fahrt in den Urlaub damit angenehmer gestalten.
Während das Schengener Abkommen an den Landgrenzen bereits zum Jahreswechsel Anwendung findet, ist die Umsetzung an den Flughäfen für März 2023 geplant.
Die Wartezeiten an der slowenisch-kroatischen Grenze, die seit Jahren insbesondere bei der Rückreise zu längeren Wartezeiten führen, dürften damit der Vergangenheit angehören.
Folgende Euroscheine sind gültig: 1. Generation mit den Unterschriften Duisenberg, Trichet und Draghi, der 7 Werte von 5 Euro bis 500 Euro und die
2. Generation mit den Unterschriften Draghi und Lagarde sowie der 6 Werte 5 Euro bis 200 Euro
Die Euromünzen von Kroatien
Nach der Zentralbanksitzung verkündete Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenković das Ergebnis. So soll auf Kroatiens Euromünzen jeweils das berühmteste Nationalsymbol des Landes zu sehen sein, das auch vom Trikot der Fußballnationalmannschaft bekannte Schachbrettmuster. Auf die Rückseiten der Münzen über fünfzig, zwanzig und zehn Cent wolle man hingegen das Porträt Nikola Teslas prägen, erläuterte Plenković. Er versprach, dass seine Regierung alles tun werde, damit Kroatien die Kriterien für einen Eurozonenbeitritt 2023 erfülle.
In Kroatiens östlichem Nachbarstaat Serbien rufen die kroatischen Illustrationspläne derweil Empörung hervor. Man ist dort schon gewohnt, dass viele Menschen eine amerikanische Automarke namens Tesla kennen, aber nichts über den Mann wissen, nach dem sie benannt ist. Das war der menschlich zwar durchaus sonderbare, auf den Feldern seiner Begabung aber geniale Erfinder, Physiker und Ingenieur, der 1856 als Sohn einer serbischen Familie in der Ortschaft Smiljan in Kroatien geboren wurde.
Abstammungs- oder Geburtsortsprinzip?
Aus dieser Konstellation speist sich ein alter serbokroatischer Streit, in dem das Abstammungsprinzip gegen das Geburtsortprinzip ins Feld geführt wird. Darf Kroatien Tesla für sich beanspruchen, weil der in einem Ort zur Welt kam, der zur Zeit seiner Geburt zwar Teil des Habsburgerreiches war, heute aber zu Kroatien gehört, oder Serbien, da Tesla sich zeitlebens als Serbe definiert hat? Die kroatische Bevölkerung hat sich recht klar entschieden: Tesla soll auf den Euromünzen zu sehen sein, als Ausweis seiner Zugehörigkeit zu Kroatien. In Belgrad hatte man dieses Unheil offenbar kommen sehen, denn noch am Tag von Plenković’ Pressekonferenz protestierte Serbiens Zentralbank in einer ausführlichen Stellungnahme gegen die Zagreber Entscheidung.
Die Bank teilte mit, eine etwaige kroatische Münzprägung mit Tesla auf der Rückseite wäre „die Aneignung des kulturellen und wissenschaftlichen Erbes des serbischen Volkes“. Tesla sei nun einmal Serbe gewesen und habe das auch stets von sich gesagt. Es sei „absolut sicher“, dass man „angemessene Maßnahmen“ ergreifen werde, um „die zuständigen Institutionen der EU“ auf die Vermessenheit des kroatischen Vorschlags hinzuweisen, so Serbiens Zentralbank weiter. Welche Maßnahmen das sein könnten, behielt die Bank für sich. Die Möglichkeiten sind indes stark eingeschränkt, da Serbien weder der EU noch der Eurozone angehört, also kein Mitspracherecht hat.
Serbiens Staatspräsident Aleksandar Vučić hat sich bisher vergleichsweise zurückhaltend über die geplante Kehrseite der kroatischen Medaille geäußert. Teslas Genie gehöre der gesamten Menschheit, weshalb es kein Problem sei, dass er auch von Kroaten beansprucht werde, zitierten serbische Medien den Präsidenten. Der sagte demnach freilich auch, die Nachbarn könnten Tesla, wenn sie ihn schon ehren wollten, auch auf wichtigere Münzen als nur Cents prägen. Vučić bezeichnete Tesla als „Amerikaner serbischer Abstammung“, der als Serbe von serbischen Eltern geboren wurde. In Serbien selbst wird Tesla bereits auf vielfache Weise geehrt. Unter anderem ziert er den 100-Dinar-Schein der nationalen Währung und ist Namensgeber des Belgrader Flughafens. Seine Urne steht in einem ihm gewidmeten Museum. Plenkovićc wies in einer Replik auf den Belgrader Protest darauf hin, er verstehe nicht, warum irgendwer etwas dagegen haben könnte, wenn das Land, in dem Tesla geboren wurde, ihn mit einer Münze ehre. Die Tatsache, dass Tesla Serbe gewesen sei, spreche doch nur für Kroatiens Offenheit, deutete der Regierungschef an und sagte: „Wenn ich die serbische Zentralbank wäre, würde ich sagen: ,Bravo.‘“