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Erfurt gehört ab sofort zum Unesco-Welterbe. In Saudi-Arabien vergab ein Unesco-Komitee den Titel für das jüdisch-mittelalterliche Erbe der Thüringer Landeshauptstadt. Eine jahrelange Vorarbeit wurde damit gekrönt.
Die Alte Synagoge, das mittelalterliche Ritualbad – die Mikwe – und ein historisches Wohngebäude, das sogenannte Steinerne Haus, bilden damit die 52. Welterbestätte in Deutschland.

Drei Gebäude stehen für Erfurter Weltkulturerbe-Titel Alte Synagoge
Erfurts Alte Synagoge gilt als eine der ältesten, bis zum Dach erhaltenen Synagogen in Mitteleuropa. Bei einem Pogrom 1349 wurde das jüdische Viertel um die Synagoge herum in Brand gesetzt, fast alle der rund 1.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde starben. Forscher gehen, wenn überhaupt, nur von wenigen Überlebenden aus. Nach dem Pogrom wurde die Alte Synagoge zunächst zu einem Lagerhaus umfunktioniert und später als Gaststätte sowie Tanzsaal genutzt. Die Stadt vermutet, dass das Gebäude aus diesem Grund später vor der Zerstörung durch die Nazis bewahrt wurde. Heute befindet sich in der Alten Synagoge, deren älteste Bauspuren um 1094 datiert werden, ein Museum. Ausgestellt werden Zeugnisse des jüdischen Lebens im mittelalterlichen Erfurt.
Dazu gehören mehrere Tausend Silbermünzen und -barren sowie Gold- und Silberschmiedearbeiten aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Als bedeutendstes Stück gilt ein goldener Hochzeitsring. Forscher vermuten, dass dieser sogenannte Erfurter Schatz während des Pogroms vergraben wurde. Entdeckt wurde er bei archäologischen Untersuchungen 1998 nahe der Alten Synagoge.

Mikwe
Die direkt am Ufer des Flusses Gera gelegene Erfurter Mikwe gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen mittelalterlicher Gemeinde-Mikwen. Die Form des Baus unterscheidet sich von den sonst erhaltenen Schacht- oder Kellermikwen etwa in Köln und Speyer. Die jüdische Gemeinde besaß wohl schon im zwölften Jahrhundert eine Mikwe an der Gera. Die Nutzung des rituellen Bades endete spätestens 1453 beziehungsweise 1454, als der Stadtrat die Abwanderung der Juden erzwang. Das Ritualbad wurde durch Zufall erst vor rund 16 Jahren entdeckt.

Das Steinerne Haus
Das um 1250 errichtete Steinerne Haus ist ein Profanbau und hat weder eine rituelle noch religiöse Bedeutung. Die gut erhaltenen Strukturen in dem Gebäude mit Portalen, Lichtnische und farbig gefasster Holzbalkendecke bezeugen das jüdische Leben im Hochmittelalter. Seit dem 15. Jahrhundert wurde das Gebäude als Lagerhaus genutzt. Das Steinerne Haus muss restauriert werden und ist noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) lobte die drei ausgezeichneten Bauwerke in der Altstadt als bauliche Kleinode, die auf einmalige Weise vom friedlichen Miteinander jüdischer und christlicher Gemeinschaften im Mittelalter zeugten. „Möge von Thüringen mit dieser Entscheidung die Botschaft eines Lebens in Vielfalt und friedlichem Miteinander ausgehen“, erklärte er nach der Entscheidung. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) sieht in dem Titel die Krönung einer jahrelangen, akribischen Vorbereitung. „Jetzt, da Erfurt mit dem Welterbetitel geadelt wurde, müssen und werden wir diesen Schatz hüten und wahren wie unseren Augapfel“, sagte er.

Sehenswertes
Erfurt ist mehr als eine Reise wert! Entdecken Sie die zahlreichen kultur- und bauhistorischen Kostbarkeiten und lassen Sie sich von der romantischen Altstadt beeindrucken. Sie gilt als größtes Flächendenkmal Deutschlands und verzaubert Gäste und Einwohner mit mittelalterlichem Flair und faszinierender Geschichte. Ob altehrwürdiges Kloster, imposante Kirchen, der Erfurter Schatz oder prachtvolle Patrizierhäuser – Die Thüringer Landeshauptstadt bietet Geschichte zum Anfassen!
Rathaus. Das neugotische Rathaus wurde 1870-1874 erbaut. Zahlreiche Wandgemälde stellen Szenen aus dem Leben Luthers und Bilder der Erfurter Geschichte dar. Abgebildet auf 20 Pfennig 1920 Notgeldschein.
Dom St. Marien. Der gotische Dom mit hochgotischem Chor und romanischem Turmbereich ist Nachfolgebau der vom Bischof Bonifatius 742 veranlassten Bischofskirche. Abgebildet auf 5 und 20 Mark Kriegsnotgeld 1918.
Altstadt mit Krämerbrücke. Eines der Wahrzeichen der Stadt Erfurt ist die Krämerbrücke, die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas. Sowie Alte Synagoge und Erfurter Schatz. Die Alte Synagoge ist die älteste, bis zum Dach erhaltene Synagoge in Mitteleuropa. Abgebildet auf Notgeldscheine 10, 20, 25 und 50 Pfennige 1921.

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